Im Rahmen des MAS/CAS Seminars sollen unterschiedliche Wertbegriffe diskutiert und unterschiedliche Bewertungsansätze exemplarisch durchgespielt werden. Dabei werden die Bewertungskriterien verschiedener Interessensgruppen, beispielsweise der institutionellen Denkmalpflege, der Architekturschaffenden, der Immobilienwirtschaft oder der Bauherrschaft, eruiert und verglichen.
Lernziel
Die Studierenden erhalten Einblicke in unterschiedliche Bewertungskriterien und -modelle. Durch verschiedene Übungen erlernen sie den aktuell von Abbruch und Ersatzneubau geprägten Umgang mit Bestandsbauten kritisch zu hinterfragen und welche Kenntnisse und Argumente notwendig sind, um in Diskussionen mit privaten oder institutionellen Bauherrschaften zu bestehen. Vermittelt werden neben denkmalpflegerische Bewertungskriterien, insbesondere Grundlagen der Lebenszyklusanalyse, Berechnungsmethoden zur Ermittlung von grauer Energie und Co2-Gehalt sowie auch Möglich- und Sinnfälligkeit von Wiederverwendung und Baustoff-Recycling.
Inhalt
Bei der Bewertung des existierenden Gebäudebestandes sind sehr unterschiedliche Ansätze zu beobachten. Während sich die institutionelle Denkmalpflege grundsätzlich an einem sehr breiten Wertekanon orientiert, bewerten Architektinnen und Architekten die Objekte vor allem nach baukünstlerischen, in letzter Zeit vermehrt auch ressourcenökonomischen Kriterien. Für die Immobilienwirtschaft scheint im Gegensatz dazu in erster Linie der Marktwert (nicht nur des Objektes, sondern vor allem des Baugrunds) entscheidend und für Bauherrschaften der Nutz- oder Wiederverkaufswert einer Liegenschaft. Während als Denkmal geschützte Bauten als kostbares kulturelles Erbe weitgehend anerkannt sind, gelten die grossen Bestände der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts häufig als unattraktiv und ihre Instandhaltung oder Ertüchtigung als kostenverursachende Zumutung. Doch sind es gerade diese Bestände, in denen grosses Potential liegt, da sie in aller Regel mehr Möglichkeiten zur Nutzung und Veränderung bieten oder zulassen als Schutzobjekte und ihr Abbruch – im besten Fall zur Wiederverwendung einzelner Bauteile – zumindest eine Option ist. Die Diskussion um Wert, Schutz und Erhaltung des existierenden Bestandes ist vielschichtig und muss auf unterschiedlichen Ebenen geführt werden. Neben den klassischen Schutzkriterien dürfen auch ökologische und ökonomische Überlegungen nicht ausser Acht gelassen werden.