851-0125-70L Was ist aufklärerische Vernunft? Über Aufklärung, Vorurteile und Gesellschaftskritik
Semester | Herbstsemester 2017 |
Dozierende | L. Wingert |
Periodizität | einmalige Veranstaltung |
Lehrsprache | Deutsch |
Kurzbeschreibung | Was sind unverzichtbare Grundlagen für ein Zusammenleben, das die Selbstbestimmung des Einzelnen und das Gemeinwohl schützt? Eine Antwort fällt heute schwer angesichts der Wiederkehr intoleranter Religionen wie des radikalen Islams, zunehmender Wissenschaftsskepsis und politischer Polarisierung. Im Kurs soll philosophisch ausgelotet werden, was aufklärerische Vernunft heisst und leisten kann. |
Lernziel | Es gibt viele Theorien der Vernunft. In einer Theorierichtung wird die Vernunft als die Fähigkeit aufgefasst, über die eigenen und fremden Vorurteile und blinden Flecken im Denken und Handeln aufzuklären (= sie aufzuspüren) und zu korrigieren. Charles S. Peirce und Wilfrid Sellars, Jürgen Habermas und Ernst Tugendhat, Hilary Putnam und Thomas Nagel, Jean-Paul Sartre, Maurice Merleau-Ponty und Paul Ricoeur stehen in dieser Tradition. Aufklärerische Vernunft ist selbstkritisch und antifundamentalistisch. 1. Der Kurs soll mit einer solchen Theorie der Rationalität bekannt machen. 2. Er soll auch über die Geschichte der Aufklärung als einer spezifischen historischen Epoche in Europa und - soweit möglich - in anderen Kulturen informieren. Vorurteile und blinde Flecken sind nicht nur individuell. Auch Kollektive und Gesellschaften haben sie. Ein solches Vorurteil ist zum Beispiel, dass nur soziale Konkurrenz auf Märkten, nicht aber auch solidarische Kooperation einen dauerhaften, sozialen Fortschritt erzeugt. Nach einem anderen Vorurteil sind alle Kulturen gleichwertig und Kritik an einer Kultur rassistisch. Ein drittes Vorurteil besagt, dass moderne Ökonomien stets wachsen müssen. 3. Im Kurs soll geprüft werden, ob und wie das Konzept aufklärerischer Vernunft zur Korrektur bestimmter Vorurteile beitragen kann. |