Number | Title | ECTS | Hours | Lecturers |
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851-0301-12L | The "New Man" in Culture, Politics and Science | 3 credits | 2V | H.‑J. Hahn |
Abstract | Since Christian Antiquity the figure of the "New Man" concentrates ambivalent knowledge of human beings and their ability to transform. The lecture focuses on contemporary manifestations of the "New Man" which can be found in culture and popular culture, in politics as well as in human and social sciences. |
Learning objective | The lecture offers a critical survey of the figure of the "New Man" since Christian Antiquity until today. At the same time the lecture stimulates the theoretical analytical understanding while examining the heterogeneous functions for which this prominent figure of human transformability has been (and still is) required within culture, politics and science. Additionally analyses of cultural representations of the "New Man" also convey the importance of aesthetical aspects. |
Content | Spätestens seit der Antike tritt eine Figur in vielfältigen Erscheinungsformen und historischen Augenblicken auf, die Verwandlung und Verbesserung verspricht: die Vorstellung vom Neuen Menschen. Mit ihr verbunden ist zugleich die Aussicht auf eine bessere Welt. Die Formel vom Neuen Menschen besitzt ein eigenes Narrativ, d.h. sie bildet den Kern historisch wandelbarer, sinngebender Erzählungen. Sie gehört zum Judentum ebenso wie zum paulinischen Christentum, zum Pietismus oder zu den politischen und ästhetischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts. Offenbar hat der Neue Mensch sein utopisches Potential in den totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts noch keineswegs erschöpft. So treibt die Frage nach der Perfektibilität des Menschen die Öffentlichkeit weiterhin um, wie sich an den Debatten um künstliche Intelligenz oder die Reproduktionsmedizin und deren bisweilen antimoderne Zurückweisung (etwa in Sybille Lewitscharoffs Dresdner Rede) ablesen lässt. Dabei artikulieren sich einerseits Ängste vor technischen Entwicklungen und den jeweils neuen Unübersichtlichkeiten unserer sozialen Lebenswelten. Ironisch schrieb Thomas Assheuer kürzlich in der "Zeit" (15.12.2016), dass in den Digitalmanufakturen des Silicon Valley und den Biotech-Laboren der Welt "an der Überwindung des fehlerhaften Altmenschen" gearbeitet werde. Dort scheint die Sehnsucht nach neuen Möglichkeiten und Intensitäten des Menschseins ebenso greifbar, wie sie in den utopischen Reichen der Produktwerbung oder der Esoterik immer aufs Neue in Erscheinung tritt. Schließlich eignet dem Topos vom Neuen Menschen eine universale Dimension, die in einem auch von Thomas Anz angeführten Satz des Expressionisten Ernst Toller steckt: "Wer keine Kraft zum Traum hat, hat keine Kraft zum Leben." An Gottfried Küenzlens einschlägige Studie zum Neuen Menschen in der säkularen Religionsgeschichte der Moderne anknüpfend, schlägt die Vorlesung auf der erzähltheoretischen Grundlage von Albrecht Koschorkes "Grundzügen einer Allgemeinen Erzähltheorie" einen Bogen von der antiken Figur zu unserer Gegenwart und versucht zwischen verschiedenen Disziplinen den Diskurs zu erfassen, in dem sich der Neue Mensch gebildet hat. Im Zentrum stehen vor allem gegenwärtige Auseinandersetzungen mit dem Neuen Menschen, die sich in den Human- und Gesellschaftswissenschaften (Hondrich, Sloterdijk u.a.), den Medien, in Ausstellungen, in der Populärkultur sowie auch in belletristischen Veröffentlichungen finden. |
Literature | Gottfried Küenzlen: Der Neue Mensch. Eine Untersuchung zur säkularen Religionsgeschichte der Moderne. Frankfurt a. M. 1997
Further literature will be provided in form of digitalised texts (pdf). |
Prerequisites / Notice | Apart from regular participation in the course there are no special requirements. |