Inhalt | Das Feuilleton der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom 27. Juni 2000 ist in die Annalen der jüngeren Mediengeschichte eingegangen. Abgedruckt wurden auf sechs grossformatigen Seiten die letzten Sequenzen des vollständig kartierten genetischen Codes des Menschen: die Buchstaben A, G, C und T in verschiedensten Kombinationen und Abfolgen – ein «lesbarer», aber unverständlicher Buchstabensalat in Reihen und Gliedern. Was damals als staunenswerter publizistischer Coup Begeisterung ebenso wie Kopfschütteln erntete, lässt sich (auch) als Fragen provozierendes Sinnbild des spannungsvollen Verhältnisses von Wissenschaft und Öffentlichkeit lesen. Was können, was sollen, was wollen «Laien» von wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen und verstehen? Wissenschaftliches Wissen ist nicht selten vorläufiges Wissen, es steht unter dem Vorbehalt seiner Korrektur. Darum kann es das Bedürfnis nach Gewissheit und Eindeutigkeit nicht immer befriedigen, das sich in der Öffentlichkeit meldet, sobald politische Kontroversen mit Fragen des (wissenschaftlichen) Wissens verknüpft sind. Das zeigt die Corona-Pandemie, aber nicht nur sie. Wie kann Wissenschaftsjournalismus, wie können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit diesem Problem umgehen? Wie unterscheiden sich Naturwissenschaften sowie Medizin und Technikwissenschaften einerseits von Geistes- und Sozialwissenschaften andererseits in puncto «Vermittelbarkeit» und öffentliche Aufmerksamkeit? Diesen Fragen soll auf einigen Exkursionen in die jüngere und auch ältere Medien-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte nachgegangen werden. |