Gion A. Caminada: Katalogdaten im Frühjahrssemester 2021

NameHerr Prof. em. Gion A. Caminada
LehrgebietArchitektur und Entwurf
Adresse
Professur f. Architekt. u. Entwurf
ETH Zürich, AGS E 4
Streulistrasse 74a
8032 Zürich
SWITZERLAND
Telefon+41 44 633 28 78
E-Mailcaminada@arch.ethz.ch
DepartementArchitektur
BeziehungProfessor emeritus

NummerTitelECTSUmfangDozierende
052-1102-21LEntwurf V-IX: Quinten - Architektur aus einem Raumverständnis (G.A.Caminada) Information Belegung eingeschränkt - Details anzeigen
Die Belegung unter Link ist erst nach der Zuteilung der Entwurfsklasse am Schluss der internen Einschreibung am D-ARCH möglich (s. Link).

Eine Benotung des Entwurfs am Semesterende erfolgt ausschliesslich aufgrund der per Stichtag, 2.April 2021, 24:00 Uhr, dokumentierten Belegungsliste. Das vorgenannte Datum ist der letzte Termin zum Löschen oder Belegen dieser Lehrveranstaltung!
14 KP16UG. A. Caminada
KurzbeschreibungWir wollen uns den wichtigsten Entitäten zur Schaffung des starken Ortes annähern. Wir entwerfen Architekturen an ausgesuchten Lagen in Quinten und suchen nach einem Haus, das sich heutigem Wissen bewusst ist und die Merkmale und Bedingungen, die eine Stelle zu einem einmaligen Ort macht, berücksichtigt.
LernzielArchitektur erfordert eine feine Wahrnehmung des Bestehenden und einen mutigen Entwurf für das Kommende. Als grundlegende Voraussetzung für beide Momente erachten wir eine, aus dem lebensweltlichen Kollektiv zu entwickelnde, tragfähige Haltung. Ziel des Kurses ist es, die Sensibilität für eine solche Haltung zu stärken. Gleichzeitig sollen die Fähigkeiten erlernt werden, um diese Haltung wirksam werden zu lassen. Die Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Wirklichkeit von Konstruktion und Material spielt dabei eine tragende Rolle.
InhaltQuinten ist eine kleine Gemeinde am Walensee. Die Dorfbewohner sehen die Funktionalität und damit die Lebensfähigkeit des Dorfes als langfristig gefährdet. Die notwendige Dorfgrösse, die eine eigenständige Existenz garantieren soll, ist unrealistisch. Das föderalistische Prinzip in der Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, die Besiedlung auch an Orten zu erhalten, die eine kritische Grenze für einen funktionierenden Ort unterschritten haben. Die Nähe zum urbanen Raum verspricht weiterhin ökonomische Vorteile. Dörfer wie Quinten bekommen unter den veränderten Perspektiven aus anderen Lagern plötzlich Aufwind. Die ökologische Bedrohung unserer Umwelt und eine weltumspannende Pandemie haben die Sicht auf den Lebensraum verändert. Für Orte wie Quinten stellt sich die Frage: wird nicht gerade die physische Distanz zum Urbanen und ihre erscheinende Andersartigkeit zum wichtigsten Potenzial? In diesem Paradigmenwechsel stellt sich nicht die Frage nach der Quantität (Einwohnerzahlen) sondern nach der Qualität (Befindlichkeit) der Veränderung. Wie könnte eine Entwicklung aussehen, die eine Existenz ausserhalb des Nur-Rationalen garantiert?

Einige Sozial- und Kulturwissenschaftler fordern aufgrund der ökologischen Folgen ein neues Raumverständnis. Diese Forderung führt in der Architektur umgehend zur Frage nach den Beziehungen von Raum und Ort. Wie denken wir im Raum Voraussetzungen zu schaffen für gute Orte? Als Bewohner des Raumes sind wir Teil einer undefinierten Fläche. Sie ist grenzenlos, eine Verflechtung verschiedener Welten. Um handlungsfähig zu werden müssen wir den Raum in kleineren Einheiten skalieren. Das Territorium unseres Wirkens und damit unserer Zuständigkeit wird damit bestimmt. Erst diese Überschaubarkeit ermöglicht Verantwortung und endet im besten Falle bei Bedeutungen und Werten. Dort befindet sich der Ort.

Im Prozess zu einem Raumverständnis ist es wichtig die Entitäten oder die Substanzen des begrenzten Raumes zu kennen – vorhandene und zu erwartende. Die Entitäten in Quinten sind das milde Klima, der stets sich drehende Wind, die ausgeprägte Topographie gebildet aus See und Berg, die besondere Vegetation, die begrenzte Erreichbarkeit und andere. Diese politisch zu aktivierenden Entitäten sind in der Agglomeration Zürich anders als in Quinten. Mit dem Erfassen der Eigenschaften dieser verschiedenen Entitäten kümmern wir uns um den Raum in dem wir uns ausdehnen. Bei der Entwicklung von kleineren Einheiten innerhalb der grossen Einheit sind wir kosmopolitische und lokale Akteure zugleich. Ein Verharren in einer autarken Welt wäre genauso verhängnisvoll wie lediglich die Sicht auf das Globale. Der Raum ist gegeben, er ist noch kein Ort. Im Raum handelt man politisch, am Ort sinnlich.

In einem neuen Raumverständnis muss es gelingen die Politik, die Raumplanung, die Ökonomie, den Tourismus, das Handwerk und die Architektur zu einem Konglomerat zusammenzuführen, in einem Gleichgewicht zu halten und auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Die Entwicklung muss von innen heraus gesteuert werden, aus der Nähe, nicht durch Strategien und universale Konzepte aus grosser Flughöhe. Dann nähern wir uns an einer (neuen) Kultur des Raumes.

Ausführliches Programm: caminada.arch.ethz.ch
Voraussetzungen / BesonderesNur Einzelarbeit.
Zwischenkritiken: Daten folgen.
Kosten: CHF 100.--.