Die Vorlesung diskutiert Architektur und Literatur in ihren vielfältigen Beziehungen: Geschichten als Momente, wo Architektur lebendig wird, das Schreiben von Geschichte und Theorie der Architektur und von Literatur. Der Fokus liegt auf Spanungsfeldern dessen, was Zuhauses heisst.
Lernziel
Ziel der Vorlesung ist die Kenntnis literarischer Aspekte im Rahmen einer Entwurfspraxis, die dem Schaffen lebenswerter Wohnräume verpflichtet ist.
Inhalt
Nachhausekommen hat in Kriegszeiten zweifelhafte Bedeutungen. Rilkes Poetisierung der Wohnspuren, die wegen der fehlenden Fassade eines Abrisshauses sichtbar werden, wirkt anders, wenn mit zerschossenen Gebäuden in Verbindung gebracht. Vielleicht ist das Zuhause ein Ort, wo Geschichten auf eine Art ineinanderfliessen, die die eigene Identitätssuche auf kernartige und explosive Weise begleitet. Was ist das architektonische Zuhause? Was ist das Zuhause in Geschichte und Theorie der Architektur? Ist öffentlicher Raum das Gegenteil privater Wohnungen? Kosmopolitismus das Gegenteil von Regionalismus? Erzählungen überschneiden diese Pole. Sie sind die immaterielle und doch reale Seite der Architektur. Die Vorlesung diskutiert solche Themen über Einblicke in Texte geborener Schriftsteller:innen wie Kafka, Joyce, Munro, Didion oder Danielewski, von Ingenieuren wie Musil, von Musikern wie Cage, von Architekten wie Frisch und Burger. Tschumis Detektivgeschichten treffen auf Koolhaas’ Zitierfreudigkeit im Zuge poststrukturalistischer oder dekonstruktivistischer Rückgriffe auf das Freudsche Unheimliche.